03.2023

Fachkräftegewinnung im Handwerk wird zur zentralen Managementaufgabe für Betriebe

Der diesjährige Unternehmertag des Unternehmerverbandes Handwerk NRW (UVH) beschäftigte sich mit dem Thema „Fachkräftegewinnung im Handwerk – Strategien  für das Gelingen“. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Vortrag des Staatssekretärs im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, Matthias Heidmeier, über den Stand der von der Landesregierung geplanten Fachkräfteinitiative. In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten die Geschäftsführerin für Arbeitsmarktmanagement der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit, Frau Bianca Cristal, zusammen mit  Präsident Rüdiger Otto vom Unternehmerverband Handwerk NRW und Staatssekretär Matthias Heidmeier über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und betriebliche Strategien für die Zukunft.

Mit der von den Regierungsfraktionen vereinbarten Fachkräfteoffensive habe sich das Land zum Ziel gesetzt, die Rahmenbedingungen für die duale Ausbildung zu verbessern sowie die Anwerbung von ausländischen Fach- und Arbeitskräften und die Anerkennung von Berufsabschlüssen zu erleichtern, so Staatssekretär Matthias Heidmeier. Bereits jetzt seien mit der Meisterprämie von 2.500 € für jede bestandene Meisterprüfung ab Mitte des Jahres und der Drittelfinanzierung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung konkrete Maßnahmen zur Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung auf den Weg gebracht worden. Angestrebt werde jetzt auch deren gesetzliche Verankerung. Die Geschäftsführerin der Bundesagentur für Arbeit, Frau Bianca Cristal, berichtete über das Ausmaß des Fachkräftemangels in Nordrhein-Westfalen. Schon jetzt seien in vielen Handwerksberufen Fachkräfteengpässe erkennbar, die sich durch die demografische Entwicklung noch verschärfen werden. Obwohl das Handwerk in Nordrhein-Westfalen jeden vierten Auszubildenden im Land NRW ausbildet, bleiben immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt. Auch die Übernahme von Betrieben sei dadurch gefährdet. Cristal sprach sich dafür aus, neue Erwerbstätigenpotentiale wie Studienabbrecher für das Handwerk zu erschließen und Anreize für die Verlängerung der Erwerbstätigkeit von Arbeitnehmern im Handwerk zu schaffen. UVH-Präsident Otto betonte, dass die Fachkräftegewinnung für viele Handwerksbetriebe zur Überlebensfrage werde. Erforderlich sei eine gemeinsame Kraftanstrengung, um das überholte Bild vom Handwerk in Teilen der Gesellschaft zu korrigieren. Otto bat die Betriebe darum, weitere Praktikumsplätze bereitzustellen, um mehr junge Leute von der Attraktivität einer Ausbildung im Handwerk zu überzeugen und lobte die kreativen Ideen vieler Unternehmen bei der Fachkräftesuche. Schon jetzt nutzen viele Betriebe die sozialen Medien und nähmen auf die geänderten Bedürfnisse junger Menschen bei der Arbeitsgestaltung Rücksicht.

Die anwesenden Handwerksunternehmerinnen und -unternehmer sprachen sich für eine frühere und intensivere  Berufsorientierung an den Schulen aus. Dabei müsse an allen Schulformen möglichst diskriminierungsfrei über die Karrierechancen des Handwerks informiert werde. Lehrer und Eltern müssten in die Berufsorientierung eingebunden werden. UVH-Präsident Otto kündigte an, die Fachkräfteoffensive des Landes mit Rat und Tat zu unterstützen und dankte den Innungen und Fachverbänden in NRW für die Unterstützung der Betriebe bei der Fachkräftesuche.

Positionen des Unternehmerverbandes Handwerk NRW zur Fachkräftegewinnung im Handwerk sind

–          möglichst viele Schülerinnen und Schüler sollen einen Schulabschluss erwerben

–          die Zahl der Ausbildungsabbrüche muss verringert werden. Dafür brauchen die Ausbilderinnen und Ausbilder in den Betrieben mehr Unterstützung

–           die Berufsorientierung an den Schulen sollte früher einsetzen – vor allem in den Gymnasien

–          bei der Berufsorientierung sollte in allen Schulen diskriminierungsfrei und objektiv über die Berufschancen im Handwerk gesprochen werden

–           mehr Frauen müssen für das Handwerk gewonnen werden

–          ältere Erwerbstätige müssen unterstützt werden, damit sie lange in den Betrieben bleiben können

–          es braucht mehr Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, eine gelebte Willkommenskultur und Unterstützung bei dem Erwerb von Sprachkenntnissen.

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