Neue Landesschlichterin Sachtje trifft UVH-Vorstand und die Vorsitzenden der Tarifkommissionen im Handwerk
Der Vorstand des Unternehmerverbandes Handwerk NRW (UVH) und die Vorsitzenden der Tarifkommissionen im Handwerk trafen sich jetzt mit der neuen Landesschlichterin Yvonne Sachtje zu einem Meinungsaustausch. Yvonne Sachtje war zum 15. März 2018 vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen zur Nachfolgerin von Anja Weber berufen worden, die das Amt der Landesschlichterin seit 2014 bekleidete und im Dezember 2017 an die Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nordrhein-Westfalen gewählt wurde.
Die neue Landesschlichterin erläuterte den Vertretern des Unternehmerverbandes Handwerk NRW zunächst ihren Aufgabenbereich. Das Amt des Landesschlichters wurde bereits 1946 geschaffen. Nordrhein-Westfalen ist das einzige Bundesland mit einer Institution für aktive Landesschlichtung. Die Amtsträgerin wird als unparteiische und neutrale Moderatorin dann aktiv, wenn es die Sozialpartner oder die Betriebsparteien gemeinsam wünschen. Durch Einschaltung der Landesschlichterin können Streiks bei Tarifauseinandersetzungen und arbeitsgerichtliche Konflikte der Betriebsparteien begrenzt oder vermieden werden. Zum Aufgabenspektrum der Landesschlichterin zählen der Vorsitz des Tarifausschusses NRW, vermittelnde Gespräche bei Maßnahmen der regionalen Wirtschaftsförderung sowie die Leitung des Tarifregisters NRW.
Frau Sachtje wies darauf hin, dass es in nicht allen Gewerken Tarifverträge gäbe und warb für einen Ausbau der Tarifautonomie. Grundsätzlich profitierten immer weniger Bundesbürger von Tarifverträgen. Wurden 1996 laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 70 Prozent aller westdeutschen Beschäftigten nach Branchentarifverträgen entlohnt, waren es 2017 nur 49 Prozent. Im Osten sank der Anteil von 56 auf 34 Prozent. Gerade in der Dienstleistungsbranche gibt es den Experten zufolge viele kleine Firmen, in denen Gewerkschaften und Tarifverträge keine große Rolle spielen.
Weitere Themen des Gespräches waren die Diskussion um Ausbildungsabbrüche und Mindestausbildungsvergütung für Auszubildende, die Novellierung des Tariftreue- und Vergabegesetzes, Allgemeinverbindlichkeitserklärungen und Probleme bei der Umsetzung des gesetzlichen Mindestlohnes. Im Hinblick auf die Entwicklung der Tarifgehälter wiesen die Vertreter des Unternehmerverbandes auf die Lohnzuwächse bei den Tarifbeschäftigen des Handwerks hin. Hierbei rage insbesondere der aktuelle Tarifabschluss im Baugewerbe (plus 5,1 %) hervor. UVH-Präsident Hans-Joachim Hering erläuterte die Aufgaben der Landesinnungsverbände in der Tarifpolitik und dankte der Landesschlichterin für das gute Miteinander mit dem Arbeitsministerium in den vergangenen Jahren.