Unternehmerverband Handwerk NRW: Rente mit 63 schadet Handwerk
Alle neuen Rentenreformen müssen auf die finanziellen Auswirkungen auf Betriebe und die zukünftige Finanzierbarkeit des Rentensystems überprüft werden. „Deutschland kann sich keine zukunftsblinde Frühverrentungspolitik leisten“- so die Auffassung des Präsidenten des Unternehmerverbandes Handwerk NRW, Hans-Joachim Hering, zur erneuten Diskussion um die abschlagsfreie Rente mit 63.
Diese kann jeder beanspruchen, der 45 Beitragsjahre vorweisen kann. Die abschlagsfreie Rente mit 63 laufe jetzt – so Hans-Joachim Hering – offenkundig finanziell aus dem Ruder. Sie reißt zusätzlich Lücken in die Personaldecke der Unternehmen, denn schon im März hatten bereits 279.000 ältere Beschäftigte die Frühverrentungsregelung angenommen und dafür einen Antrag gestellt. Laut den neusten Zahlen der Bundesagentur ist von Juni bis September 2014 die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter von 63 bis 65 Jahren um 23.600 auf rund 447.000 zurückgegangen. LFH-Präsident Hans-Joachim Hering sieht in diesen Zahlen den Beweis, dass sich die Befürchtungen des Handwerks zur Rente mit 63 genau bestätigt haben. Hering unterstützt damit die Position des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.
Denn auch aus der Sicht des ZDH war das Gesetz zur abschlagfreien Rente mit 63 ohne Not verabschiedet worden und dabei sei eine ernsthafte Folgenabschätzung unterblieben. Das beweise die Antragsflut bei der Rentenversicherung, die die Bundesregierung offenbar überrumpelt. Die Folgen für die Beitragszahler seien verheerend, die Personalplanung der Betriebe sei Makulatur, weil erfahrene Kräfte verloren gehen.
Außerdem konterkarierten die neuen Regelungen die eigentlich richtige Entscheidung für die Rente mit 67 Jahren und bringe die Finanzierbarkeit der Sozialsysteme in Gefahr, so Präsident Hering. Sie belaste gerade die arbeitsintensiven mittelständischen Betriebe und laufe allen Anstrengungen zuwider, die Erwerbstätigkeit Älterer zu erhöhen.
Deutschland brauche keine neuen Frühverrentungsmodelle. Da bei der nächsten Bundestagswahl 2017 fast jeder zweite Wähler kurz vor dem Ruhestand stehen wird, scheint sich die Politik mit derartigen Wahlgeschenken auf Kosten der Jüngeren und der Unternehmen schon darauf einzustellen. Der Unternehmerverband Handwerk NRW fordert die Politik dringend dazu auf, die Zukunft nicht mit teuren unternehmensfeindlichen Wahlgeschenken zu verspielen und den Blick auf die zukünftigen Herausforderungen auszurichten. Die Rente mit 63 sei vor dem Hintergrund des demographischen Wandels ein völlig fatales Signal, so die Auffassung des Unternehmerverbands Handwerk NRW. Hans-Joachim Hering zieht folgendes Resümee:“ Verantwortungsbewusste, zukunftsgerichtete und betriebsfreundliche Politik sieht ganz anders aus. Die Rente mit 63 schadet dem Handwerk wie überhaupt unserem gesamten Land. Das ist jetzt bereits der Fall und wird in Zukunft noch stärker sichtbar werden.“