07.2012

Wird die neue Regierung ein Herz für das Handwerk haben?

Am 13. Mai wählt Nordrhein-Westfalen den neuen Landtag. Wie wird die neue Regierung mit dem Handwerk umgehen? Um dies herauszufinden, lud der Unternehmerverband Handwerk NRW (LFH) Landtagskandidaten mit „Herz für das Handwerk“ zu einer Podiumsdiskussion ins Bildungszentrum des Baugewerbes nach Krefeld ein.

Für die Parteien waren mit dabei: Thomas Eiskirch, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion; Peter Kaiser, CDU-Landtagskandidat, Vizepräsident des LFH und des Deutschen Konditorenbundes; Gerhard Papke, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion; Daniela Schneckenburger, stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Die Moderation übernahm Andreas Ehlert, Präsident des LFH.

Im Vordergrund standen die Positionen und Erwartungen des Mittelstandes zur Landtagswahl in NRW:

Aus Sicht des Handwerks sollten berufliche und akademische Bildung gleich behandelt werden. Das sei wichtig im Hinblick auf den künftigen Wettbewerb um den Fachkräftenachwuchs.

Kaiser: „Ich glaube, dass Abschlüsse im Handwerk und akademische Abschlüsse gleichwertig sind.“ Es wäre daher gerecht, über eine Wiedereinführung der Studiengebühren zu diskutieren, um diese Gleichwertigkeit auch wirklich herzustellen.

Eiskirch: „Wir werden als Wirtschaftsstandort nur dann bestehen, wenn wir das, Potenzial in den Köpfen der Menschen auch rausholen.“ Deswegen solle jeder nach Möglichkeit ohne zusätzliche Hürden den Zugang zu den Bildungssystemen bekommen, die für den Einzelnen auch geeignet sind.

Papke: „Die ganze Welt, so sie sich denn mit dem neuen deutschen Wirtschaftswunder befasst, beneidet uns um unser duales Ausbildungswesen.“ Es sei unfair gegenüber denjenigen, die aus dem Handwerk heraus Karriere machen, dass sie Studiengebühren abgeschafft worden seien. Um dem Fachkräftemangel zu begeg-nen, müsse aber auch an der Basis gearbeitet werden, das heißt: auch das Handwerk brauche mehr ausbildungsfähige Jugendliche.

Schneckenburger: Für die kommende Landesregierung werde der anstehende Fachkräftemangel eine zentrale Herausforderung. „Der Schulkonsens in Nordrhein-Westfalen ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, um die Baustellen, die es im Schulsystem an unterschiedlichen Stellen gibt, gemeinsam anzugehen.“ Sie will die duale Ausbildung durch verschiedene Maßnahmen im Übergangsmanagement von Schule und Beruf.

(v.l.n.r). Dr. Gerhard Papke, Vors. FDP-Landtagsfraktion, Andreas Ehlert, Präs. Unternehmerverband Handwerk NRW (LFH), Daniela Schneckenburger, stv. Vors. Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Peter Kaiser, CDU-Landtagskandidat, Vizepräsident des Unternehmerverbandes Handwerk NRW (LFH) und des Deutschen Konditorenbundes, Thomas Eiskirch, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion

Sollen Handwerksmeister im Zuge des Fachlehrermangels an Berufsschulen unterrichten dürfen?

Eiskirch: „Das ist absolut ein Thema, dem man sich stellen muss. Man muss sich aus Sicht der Wirtschaft angucken, wie man das hinbekommt.“

Kaiser: Er spricht sich dafür aus, Handwerksmeister über ein Bachelor-Studium an die Berufkollegs zu holen. „Das wäre der richtige und der schnellste Weg, um dem Fachlehrermangel entgegenzutreten.“

Schneckenburger: „Man muss dafür sorgen, dass ein Quereinstieg in das Lehrerfach möglich wird.“ Man müsse auch dafür sorgen, dass Lehrer, die von den Universitäten kommen, angemessen bezahlt werden.“

Wie sehen die Vertreter der Parteien das Tariftreue- und Vergabegesetz?

Papke: „Dem Mittelstand droht ein bürokratisches Monster. Wenn das Gesetz in den nächsten Jahren Bestand hat, bekommen wir eine neue Qualität bürokratischer Belastung. Wenn wir in die Verantwortung kommen, würden wir dieses Gesetz wieder streichen.“ Ein Vergabegesetz sei wichtig, es dürfe aber nicht mit vergabefremden Aspekten überfrachtet werden.“

Kaiser: „Das Tariftreue- und Vergabegesetz halte ich für komplett überflüssig. Wir brauchen für das Handwerk am nötigsten ein vernünftiges Mittelstandsgesetz.“

Eiskirch: „Das alte Tariftreue- und Vergabegesetz ist an der Realität vorbeigegangen. Wir haben jetzt eine vernünftige Lösung gefunden. Es ist ein Wettbewerbsschutz. Ich bin sicher, dass das auch für die regionale Auftragsvergabe sehr wichtig ist.“ Dass das Handwerk mehrheitlich nicht begeistert von diesem Gesetz sei, glaubt er nicht.“

Die Berichterstattung von Herrn Lars Otten ist auch unter http://www.handwerksblatt.de/Handwerk/Mittelstand/HWK-Duesseldorf/17699.html abrufbar.

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